gedenken in penzing: Niemals vergessen!
Gerade in Penzing ist eine würdige Erinnerungskultur, die dafür sorgt, dass die NS-Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten, wichtig.
Gerade in Penzing, denn mit der Jugendanstalt »Am Spiegelgrund« auf der Baumgartner Höhe gibt es im Bezirk einen besonders grausamen und symbolträchtigen Ort für den NS-Terror – hunderte Kinder wurden dort ermordet, gequält und perversen medizinischen Versuchen ausgesetzt.
Gerade in Penzing, da auch in unserem Bezirk vor den Vertreibungen und Deportationen ein blühendes jüdisches Leben bestand, das jäh zerstört wurde.
Um das aufzuarbeiten und im öffentlichen Bewusstsein verstärkt zu verankern, passiert in Penzing nach wie vor zu wenig. Auch wenn es ein großer Schritt war, dass (erst!) vor genau 20 Jahren – insbesondere dank des Bemühens des ehemaligen Grünen Bezirksrates Wolfgang Krisch – die sterblichen Überreste der am »Spiegelgrund« ermordeten Kinder, die auch noch nach Kriegsende als Forschungsobjekte herhalten mussten, beerdigt wurden.
In vielen Fällen konnten erst dadurch Angehörige der Kinder im Ausland ausgeforscht und informiert werden.
Zudem wurde die Schaffung eines Mahnmals sowie eines Gedenkraumes im Otto-Wagner-Spital durchgesetzt, der einen besonders wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur leistet, da er auch von vielen Schulklassen besucht wird.
In den vergangenen Jahren ist dann wieder (zu) viel Ruhe in die Penzinger Erinnerungskultur eingekehrt. Eine im Vorjahr gegründete überparteiliche Arbeitsgruppe möchte das nun ändern. Sie ist von der Überzeugung geleitet, dass bei dieser Thematik – trotz all der Differenzen, die es bei vielen anderen politischen Themen im Bezirk gibt – parteipolitische Interessen irrelevant sind und die Sache im Vordergrund stehen sollte.
Es wurden mehrere parteiübergreifende Anträge eingebracht, die nun in der Umsetzung begriffen sind. So soll der Bildungscampus in der Deutschordenstraße im Sinne der Penzinger Erinnerungskultur benannt werden – bei der Namensfindung wird mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes kooperiert. Darüber hinaus soll ein Stipendium für weitergehende Forschungen rund um den »Spiegelgrund« umgesetzt werden. Auch die VHS Penzing plant eigene Projekte.
Für die Aufarbeitung der Penzinger NS-Vergangenheit sowie für die Sichtbarmachung des jüdischen Lebens im Bezirk setzt sich nun auch der neu gegründete Verein »Gedenken in Penzing« ein.
»Wir wollen sowohl Gedenktafeln und Objekte im öffentlichen Raum im Sinne des Gedenkens und der Geschichtsaufarbeitung anbringen als auch wissenschaftliche Arbeiten an Universitäten und Fachhochschulen, die zur Geschichtsaufarbeitung beitragen, fördern«, berichtet Vereinsgründer Sebastian Plitzner. Gemeinsam mit seinen Kolleg:innen arbeitet er zudem an der Errichtung einer virtuellen interaktiven Gedenkkarte für Penzing und möchte fußend auf den gesammelten Erkenntnissen politische Entscheidungsträger:innen im Bezirk betreffend der Erinnerungskultur verstärkt beraten und unterstützen.