Filmabend mit „Sparschwein“: Klimaaktivismus bleibt?

Für seinen Film „Sparschwein“ tritt der Regisseur als allwissender Erzähler neben dem Klimastreik in einen einjährigen Geldstreik: Das Selbstexperiment soll aufzeigen, dass es eigentlich auch ganz gut ohne universelles Zahlungsmittel geht. Nicht ohne Selbstironie: Das Zugticket ins Waldviertel zahlt die Partnerin, das neue Eigenheim die Regie-Gage für den eben daraus entstandenen Film. Und Lebensmittel holt man sich eben aus den Supermarktmülltonnen. „Es braucht ja auch immer wen, der nimmt“, argumentiert Schwarz im Film.

Naheliegend beleuchtet der Film die Frage nach den Auswirkungen von Geld auf uns und unsere Umwelt: Geld verursacht am wenigsten Emissionen, wenn es verbrannt wird. Klingt zwar rein wissenschaftlich richtig. Doch was impliziert das für eine ungleiche Gesellschaft? „[Das geht auch nur] solange man kein afghanischer Flüchtling ist“, kommentiert eine ORF-Mitarbeiterin im Film das Selbstexperiment. Der Regisseur selbst betont, dass er sich vieles nur leisten kann, weil es ihm seine Herkunft ermöglicht. Auch der Zugang zum überlebensnotwendigen Wissen und Netzwerk wie im Film ist demnach ein Privileg, ohne das ein Geldstreik de facto unmöglich wäre. Aber: „Wenn nicht einmal privilegierte Menschen das Experiment wagen, wenn nicht einmal die hinschauen, wäre es ja noch schlimmer“, so Schwarz.

Der Film zeigt die großen Klima-Aktionen des Jahres 2021: Von der Initiative Platz für Wien über die Besetzung der Lobau bis hin zu den kreativen Initiativen des Cabriobeets und der Kreiskartoffeln. Interventionen im öffentlichen Raum sind aussagekräftig, greifbar und plakativ, aber sie bewirken kein langfristiges und großes Umdenken. „Was braucht es, damit die Massen auf die Straßen gehen?“, fragen sich Aktivist:innen im Film. Und vermuten: „Der Wienerwald müsste brennen.“ Brandstiftung ist keine Option, aber die Klimakatastrophe lässt grüßen: Im Oktober und November 2021 brennen 13 Tage lang 115 Hektar Wald auf der Rax. Proteste blieben aus. Um die nächste Frage vorwegzunehmen: Nein, auch ein Jahrhunderthochwasser reicht nicht für ein Umdenken aus.

Der Film spielt zwischen Realität, filmischer Fiktion und Metaebene – die Grenzen dazwischen verschwimmen in Teilen bis zur Selbstreferenz. Menschen, die den Film als erste gesehen hätten, wünschen sich laut Regisseur Schwarz einen versöhnlicheren Ton, gerade am Ende. Nachvollziehbar – das ist der Punkt, an dem die Frustration und das Ausgelaugtsein der Aktivist:innen der Klimabewegung am stärksten durchkommt. Auch wenn der Wunsch nachvollziehbar ist – wie gelingt der Spagat: Möglichst viele erreichen, aber trotzdem systemverändernde Forderungen vertreten? Hier bleibt der Film offen: Die Zukunft des Klimaaktivismus ist noch nicht geschrieben.

Was bleibt nach diesem Filmabend: einige wenige Antworten, aber noch viel mehr Fragezeichen.